Erfolgreiche Liquiditätsplanung in Unternehmen – Erstellung, Tipps & Beispiele

Liquiditätsplanung ist ein Teil Ihrer Finanzplanung und des Enterprise Resource Planning (ERP).

Um in einem sich ständig wandelnden Geschäftsumfeld erfolgreich zu sein, ist eine solide Liquiditätsplanung für Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Die Fähigkeit, finanzielle Ressourcen effektiv zu verwalten und mögliche Engpässe frühzeitig zu erkennen, kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.

Inhalt

Liquidität und Liquiditätsplanung kompakt erklärt

Liquidität bezeichnet die Summe der flüssigen Zahlungsmittel (Bargeld bzw. Bankguthaben), mit denen ein Unternehmen laufende, ausstehende und zu erwartende Rechnungen ohne Schwierigkeiten bezahlen kann. Sie ist somit ein Maß für die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Je höher die Liquidität, desto besser sind Sie gegen finanzielle Engpässe durch ausbleibende Umsätze oder Zahlungsverzögerungen abgesichert.

Liquiditätsplanung ist ein Teil Ihrer Finanzplanung und des Enterprise Resource Planning (ERP). In diesem Controllinginstrument werden alle Zahlungsströme eines Zeitraums termingenau gegenübergestellt. Liquiditätspläne sind nicht nur in bestehenden Unternehmen wichtig, sie gehören in jeden Businessplan.

Fähigkeiten und Grenzen: Warum Liquiditätsplanung?

Liquiditätspläne sind von Haus aus Krisenbarometer und Risikoanalysen. Sie sollen Zahlungsengpässe rechtzeitig sichtbar machen. Wer Rechnungen nicht mehr zahlen kann, riskiert die Beziehungen zu seinen Lieferanten, Partnern und Kunden – und ultimativ die Insolvenz. Schon deshalb sollten Liquiditätspläne stets eine gesunde Portion Pessimismus enthalten.

Proaktive Finanzplanung

Allerdings ist ein Liquiditätsplan keine absolute Versicherung, sondern ein Warninstrument, das kluge unternehmerische Entscheidungen ermöglicht. Je genauer und integrierter Sie diesen Plan in die Geschäftsabläufe einbeziehen, desto treffsicherer und wahrscheinlicher werden die Prognosen. Das macht Liquiditätspläne nicht nur zum Warnsystem, sondern zu einem Bewertungsinstrument, mit dem Sie weitsichtigere Unternehmensprozesse anstoßen können. Deshalb ist ein Liquiditätsplan auch kein Selbstläufer, den Sie nur einmal pro Geschäftsjahr mit Zahlen füttern. Nicht nur als krisenbewusstes Unternehmen machen Sie ihn zu einem integralen Bestandteil einer proaktiven Finanzplanung.

Vorteile eines Liquiditätsplans auf einen Blick

  • Frühwarnsystem für mögliche Zahlungsengpässe
  • Abwendung von Zahlungsunfähigkeit, Insolvenz, Reputationsverlust
  • Prognoseinstrument für den Unternehmenserfolg
  • Grundlage für Kreditanträge oder Ausweitung von Kreditlinien
  • Vorbereitung auf unvorhergesehene Ereignisse

Infobox: Liquidität ersten und zweiten Grades

Der Liquiditätsgrad bezeichnet das Verhältnis Ihrer flüssigen Mittel zu kurzfristigen (erster Grad), mittelfristigen (zweiter Grad) und langfristigen Verbindlichkeiten (dritter Grad). Diese Einordnung dient der korrekten Mittelzuweisung und als Entscheidungshilfe bei der Bewertung der eigenen Liquidität.

Liquidität ersten Grades = (flüssige Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten) *100%

Idealwert mindestens 10% bis 30%

Liquidität zweiten Grades = ((flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten) *100%

Idealwert mindestens 100% bis 120%

Liquidität 3. Grades = ((flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Vorräte) / kurfristige Verbindlichkeiten) *100%

Idealwert von 200%

Liquiditätsplan erstellen – Vorgehen & Beispiele

Liquiditätspläne spielen eine entscheidende Rolle für Unternehmen, da sie dazu beitragen, die finanzielle Stabilität zu gewährleisten und Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Durch die detaillierte Analyse von Einzahlungen und Auszahlungen ermöglichen sie es, Ihren zukünftigen Kapitalbedarf genau zu bestimmen und rechtzeitig Schritte zu unternehmen, um Risiken vorzubeugen.

Schematischer Aufbau

Anfangsbestand an liquiden Mitteln (z. B. aus Bankkonten, Kasse)
+
Einzahlungen: Eingänge von Zahlungen innerhalb einer Periode (z. B. Einnahmen aus Verkäufen, Kundenzahlungen)
=
Summe der verfügbaren Mittel
-
Auszahlungen: Ausgaben innerhalb einer Periode (z. B. Gehälter, Mieten, Kreditraten)
=
Kumulative Liquidität (verbleibender Betrag nach Abzug der Ausgaben)

Liquiditätsplan erstellen – die Basics

Die Erstellung eines Liquiditätsplans erfordert eine sorgfältige Analyse der finanziellen Situation Ihres Unternehmens. Folgende grundlegenden Schritte sind bei der Entwicklung eines Liquiditätsplans zu beachten.

  1. Alle relevanten Zahlungsströme der vergangenen zwei Jahre aufführen
  2. Auf Basis dieser Daten Jahreswerte für die nächsten zwölf Monate erstellen
  3. Aufschlüsselung der Zahlen auf Monate oder Wochen
  4. Kontinuierliche Soll-Ist-Analyse
  5. Bei größeren Abweichungen Maßnahmen für mehr Liquidität ergreifen

Zu berücksichtigende Zahlungsströme
(wichtigste Beispiele)

Zahlungseingänge

  • Zahlungsrelevanter Umsatz
  • Kapitalerhöhung
  • Lizenz- und Pachterlöse
  • Erlöse aus Vermögensverkäufen
  • Steuererstattungen
  • Erträge aus Mieten, Zinsen, Dividenden
  • Privateinlagen (gilt nur für Einzelunternehmer) 

Zahlungsausgänge

  • Personalkosten
  • Betriebsausgaben
  • Waren und Rohstoffe
  • Investitionen
  • Tilgung für Kredite
  • Steuern (inklusive Umsatzsteuer)
  • Privatentnahmen (gilt nur für Einzelunternehmer) 

Nicht zu berücksichtigende Zahlungsströme
(wichtigste Beispiele)

  • Abschreibungen
  • Kalkulatorische Kosten
  • Rückstellungen (Zuführung oder Auflösungen)

8 Tipps für die Sicherung Ihrer Liquidität

Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation: Kritische Situationen sind zum Dauerzustand geworden. Auch wenn Liquiditätspläne sowieso im Krisenmodus denken, fordert die aktuelle Situation mehr Vorsicht und Krisenbewusstsein. Dies schlägt sich in sämtlichen Aspekten typischer Planungsfaktoren nieder.

1. Zahlungsverzögerungen und -ausfälle einkalkulieren

Kunden zahlen Rechnungen immer öfter am Limit des Zahlungsziels – oder gehen darüber hinaus. Halten Sie Einzahlungen daher mit dem spätmöglichsten Zahlungseingang in Ihrem Liquiditätsplan fest und kalkulieren Sie eventuelle Zahlungsausfälle ein. Das erreichen Sie durch drei typische Wege:

  1. Großzügigerer Abstand zwischen Rechnungsstellung und Zahlungseingang (häufiger Praxiswert: Zahlungsziel plus 18 Tage)
  2. Berechnung des Anteils an Zahlungsausfällen in den vergangenen 24 Monaten und Kürzung des fakturierten Umsatzes um diesen Anteil in Prozent
  3. Generelle Reduzierung der erwarteten Umsatzerlöse um bis zu fünf Prozent (oder mehr)

2. Flash Reporting und rollierendes Forecasting statt statischer Planung

Üblicherweise betrachten Liquiditätspläne einen Zeitraum von zwölf bis 24 Monaten und werden kurz vor Ende eines Geschäftsjahres für das kommende Jahr aktualisiert. In Krisenzeiten kann sich die Realität jedoch sehr schnell ändern. Darum sollte ein krisenbewusster Liquiditätsplan als aktives Analyse- und Forecasting-Instrument genutzt werden, das auch im Tagesgeschäft eine Rolle spielt.

  • Rollierendes Forecasting bewertet die Entwicklung der Liquidität kontinuierlich, hält Veränderungen fest und passt die Planung bei Warnzeichen an. Der rollierende Soll-Ist-Vergleich bietet nicht nur eine kurzfristige Reaktionsfähigkeit, er enthält auch wertvolle Informationen und Lerngelegenheiten für die mittel- und längerfristige strategische Planung.
  • Flash Reports fassen die wichtigsten Kennzahlen übersichtlich zusammen und geben Führungsverantwortlichen alle relevanten Informationen zur aktuellen Liquidität. Diese Reports dienen als wissensbasierte Entscheidungsgrundlage und ermöglichen schnelleres Handeln und mehr Flexibilität.

3. Zahlungsströme harmonisieren

In seiner einfachsten Form ist ein Liquiditätsplan lediglich eine Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben. Die korrekte Gegenüberstellung bietet jedoch das größte Analyse- und Erkenntnispotenzial. Werden etwa Zahlungsausgänge für Rohstoffe parallel zum damit zusammenhängenden Umsatz im Liquiditätsplan aufgeführt, können deutliche Veränderungen auf der einen oder anderen Seite ein wichtiges Frühwarnsignal sein.

4. Krisenkommunikation mit relevanten Stakeholdern

Kein Unternehmen gibt gern Liquiditätssorgen zu. Dennoch ist es wichtig, bei Warnsignalen im Liquiditätsplan mit entscheidenden Beteiligten zu sprechen. Dazu gehören die Mitarbeitenden genauso wie Geldgeber oder die Hausbank. Je früher Sie etwa über kurzfristige Darlehen reden, desto mehr Optionen halten Sie sich offen – und desto besser werden die Konditionen. Auch Lieferanten oder B2B-Kunden sollten informiert werden, sofern sie von Ihren Liquiditätsproblemen betroffen sein könnten. Diese Transparenz holt wichtige Vertrauenspunkte, die Ihre Geschäftsbeziehungen langfristig stärken.

5. Szenarioplanung mit dem Worst Case als Best Case

Über die Definition von Risiken und Benchmarks sind Sie in der Lage, Szenarien für Ihre Liquidität und die Finanzplanung durchzuspielen. Analog zum krisenbewussten Denken ist der Worst Case ein besserer Ratgeber als der Best Case – auch wenn die Wahrheit vermutlich in der Mitte liegt. Deswegen entwerfen Sie alternative Prognosen in wenigstens drei Dimensionen (Best, Worst, Mid) und betrachten die Auswirkungen auf die gesamte Finanzplanung. Wichtig ist, dass Ihr Worst Case wirklich schlimm ist – planen Sie um mindestens 50 Prozent schlechter als Ihre schlimmsten Erwartungen.

6. Kurzfristige finanzielle Maßnahmen ergreifen

Um die Liquidität zu erhöhen, lässt sich vor allem auf der Ausgabenseite einiges schnell ändern. Überprüfen Sie Ihre laufenden Kosten – insbesondere auf Services oder Ausgaben, die Sie nicht benötigen. Untersuchen Sie auch Ihre Vermögenswerte und veräußern Sie nicht mehr benötigte Elemente. Legen Sie zudem nicht notwendige CapEx auf Eis oder ziehen Sie z. B. Leasing statt Kauf in Betracht.

7. Lieferanten- und Kundenmanagement überprüfen

Zahlungsziele, Skontierung, An- und Teilzahlungen: Ihr Zahlungsverhalten und das Verhalten Ihrer Kunden sind entscheidende Cashflow-Faktoren, die Sie mit vielen kleinen Maßnahmen optimieren können. Das Ziel: Geld soll so schnell wie möglich reinkommen und so langsam wie möglich abfließen.

8. Factoring als kurzfristigen Booster nutzen

Sollte es laut Liquiditätsplan in der kommenden Zeit eng werden, können Sie ausstehende Kundenzahlungen an Dienstleister verkaufen, die Ihnen das Geld sofort überweisen und dafür einen Teil der Summe einbehalten. Die Dienstleister übernehmen gegebenenfalls auch das Mahnwesen.

Liquiditätsplanung im ERP-System: datengesteuerte Entscheidungen treffen

Softwaresysteme für das Enterprise Resource Planning (ERP) managen und automatisieren die Kernfunktionen Ihres Unternehmens – auch die Finanz- und Liquiditätsplanung. Dabei geht es nicht nur um einen aktuellen Überblick über entscheidende Kennzahlen, sondern auch um die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen – etwa zum idealen Zeitpunkt für Investitionen oder zur Sicherung eines Darlehens.

Dies erreichen ERP-Systeme über einheitliche, widerspruchsfreie, nicht redundante und vernetzte Daten, die zueinander in Beziehung gesetzt und aus verschiedenen Perspektiven analysiert werden können – zum Beispiel zu erwartbare Zuflüsse. Automatisierungen helfen Ihnen bei der Mittelfreisetzung – etwa, indem über die Materialkostenverbuchung Möglichkeiten zur Lageroptimierung aufgezeigt werden.

Warum ERP-Software statt Excel?

Eine Tabelle mit Einnahmen und Ausgaben lässt sich auch in Excel erstellen. Sollten Sie nur wenige, relativ fixe Posten auf beiden Seiten aufführen müssen, ist dies als Liquiditätsplan ausreichend – solange Sie die Zahlen manuell stets aktuell halten. Als Analyseinstrument eignet sich eine solche Tabelle jedoch nur bedingt und das Tool gerät an seine Grenzen.

Die meisten Unternehmen haben deutlich komplexere Zahlungsströme mit hoher Variabilität. ERP-Lösungen können diese Komplexität abbilden und aktuell halten. Außerdem machen sie sämtliche Prozesse zur Grundlage umfassender Analysen. Szenarien, Forecasting, Flash Reports – was Ihr Liquiditätsplan benötigt, ist in wenigen Klicks von jeglichen Anwender:innen erstellt. Wichtig ist jedoch, dass Sie auf die passende ERP-Lösung für Ihr Unternehmen setzen. Dabei spielt die Unternehmensgröße genauso eine Rolle wie die Branche und Spezialisierung:

  1. Je überschaubarer und standardisierter Ihr Unternehmen, desto sinnvoller sind schlanke All-in-one-Lösungen mit schneller Integrationsfähigkeit und Skalierbarkeit.
  2. Als komplexes Unternehmen in stark spezialisierten Branchen benötigen Sie mehr Funktionen und müssen spezifische Cashflows und Prozesse abdecken, die Sie durch tiefere Analysen beobachten und modifizieren.
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Corporate vs. KMU vs. Start Ups:

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