Globale Expansion von Onlineshops: Steuern, Logistik & Co. - 7 Tipps zur Internationalisierung Ihres E-Commerce-Unternehmens

November 21, 2022
Online Shop Steuern

Ihre Produkte sind im Inland sehr beliebt und Ihr Onlineshop wächst. Ihr E-Commerce ist erfolgreich und bereit für den nächsten Schritt? Steht die Internationalisierung Ihres Business bevor, gibt es viele Dinge zu beachten. Viele Händler überstürzen den Schritt ins Ausland und unterschätzen die Hürden, die sie am besten schon in der Vorbereitungsphase überwinden sollten. Die Website inklusive Shop ins Englische übersetzen ist ein erster und guter Schritt in Richtung Internationalisierung, doch es gibt noch weitaus mehr zu beachten.

Inhalt:

Sieben Tipps zur Internationalisierung Ihres Onlineshops

Die Internationalisierung Ihres Onlineshops ist ein großer Schritt, der gut durchdacht sein will. Damit Sie wichtige Punkte bei diesem Vorhaben nicht außer Acht lassen und unliebsame Überraschungen vermeiden können, haben wir für Sie sieben Tipps zusammengestellt, die Ihnen bei Ihrem Vorhaben helfen.

TIPP 1:

Checken Sie die Zielländer

Wer sein E-Commerce im Ausland erfolgreich machen will, sollte sich umfassend über das Zielland informieren. Nur so können Sie Ihre Produkte im jeweiligen Land gut vermarkten. Folgende Fragen sollten Sie sich stellen:

  • Welche Potenziale bietet der Zielmarkt?
  • Welche kulturellen Aspekte, Regeln und Besonderheiten sollten im Marketing beachtet werden?
  • Gibt es mehrere Landessprachen?
  • Wie wird im Zielland mit Onlinehandel umgegangen?
  • Gibt es kulinarische oder religiöse Faktoren, die zu beachten sind?
  • Welche Wettbewerber sind im Zielland aktiv?
  • Wie viele Kund:innen gibt es am Zielmarkt und wie möchten diese angesprochen werden? Was sind ihre Interessen und Vorlieben?
  • Wie ist das Shopping-Verhalten der Kundschaft im Zielland?

Welche Steuern können für Online Shop-Betreibende wichtig sein?

Umsatzsteuer:

Die Umsatzsteuerpflicht gilt für alle Unternehmer:innen, unabhängig von der Rechtsform – egal ob Einzelunternehmer, Gewerbe oder Gesellschaft. Dabei sind Unternehmen verpflichtet, von ihren Kund:innen Mehrwertsteuer zu erheben. Die von Lieferanten geforderte Mehrwertsteuer für das Unternehmen selbst wiederum wird als Vorsteuer bezeichnet. Der Umsatz- bzw. Mehrwertsteuersatz beträgt in Deutschland 19 %; der ermäßigte Steuersatz beläuft sich auf 7 % (z. B. bei Büchern und grundlegenden Lebensmitteln).

Gewerbesteuer:

Die Gewerbesteuer (GewSt) ist eine Einkunftsquelle für Städte und Gemeinden und sie fällt für viele Gewerbetreibende an. Ausgenommen sind Freiberufler wie Ärzte oder Steuerberater. Online Shop-Betreibende sind in der Regel gewerbesteuerpflichtig (wenn der Gewinn im Jahr 24.500 € überschreitet).

Einkommensteuer:

Diese Steuer ist eine Gemeinschaftssteuer, die auf die Einkünfte von natürlichen Personen erhoben wird. Somit müssen lediglich Unternehmen Einkommensteuer bezahlen, die eine entsprechende Rechtsform besitzen (z. B. Gesellschaft bürgerlichen Rechts, Einzelunternehmen sowie Partnergesellschaften).

Körperschaftsteuer:

Die Körperschaftsteuer ist der Gegenpart zur Einkommensteuer. Sie fällt für juristische Personen wie Kapitalgesellschaften an.

TIPP 2:

Beachten Sie die Umsatzsteuer im Ausland

Nicht nur die Einkommensteuer ist in den meisten Ländern unterschiedlich. Sich mit Steuern zu beschäftigen, ist für jedes Unternehmen, das einen Onlineshop betreibt, Voraussetzung für langfristigen Erfolg. Sowohl im Inland als auch im Ausland muss die Umsatzsteuer an das Finanzamt entrichtet werden und die Regelungen dazu sind für jedes Land anders. Das macht es schwer, den Überblick zu behalten und immer die richtigen Steuern zu zahlen. Innerhalb der EU gibt es seit der EU-Mehrwertsteuerreform vom Juli 2021 eine jährliche Lieferschwelle von 10.000 Euro. Unterhalb dieser Schwelle gilt der Umsatzsteuersatz des Herkunftslandes, der normalerweise über die Umsatzsteuererklärung an das für das Unternehmen zuständige Finanzamt erklärt wird. 

Im Zielland werden Shop-Betreibende erst umsatzsteuerpflichtig, wenn sie an Endkund:innen liefern und entweder der Umsatz die jährliche Lieferschwelle überschreitet oder sie von einem Lager im Zielland aus liefern. Tritt einer dieser Fälle ein, müssen sie die Umsätze in einer zentralen Registrierungsstelle für das jeweilige Land anmelden. Wer als Kleinunternehmer:in der Kleinunternehmerregelung unterliegt, erhebt keine Mehrwertsteuer und zahlt unterhalb der Lieferschwelle keine Umsatzsteuer.

Es gibt neben der Umsatzsteuer noch weitere Steuerarten zu beachten. Die Gewerbesteuer müssen Unternehmen immer an das Finanzamt zahlen, das für den Unternehmenssitz zuständig ist. Die Höhe dieser Steuern ist gewinnabhängig. Gibt es eine Betriebsstätte im Ausland, werden deren Gewinne vom steuerpflichtigen Gewinn des Unternehmens abgezogen. Diese Gewinne müssen nach den Vorgaben des jeweiligen Landes zum Beispiel als beschränkte Körperschaftsteuer versteuert werden. Weiterführende Informationen erhalten Sie bei Ihrem Steuerberater, der Sie auch bei Erstellung der Steuererklärung unterstützt.

Vereinfachte Onlineshop-Steuern – wie One-Stop-Shop den Onlinehandel innerhalb der EU erleichtert

One-Stop-Shop (OSS) ist das Herzstück der EU-Mehrwertsteuerreform von Juli 2021. Es bezeichnet die Möglichkeit, alle notwendigen bürokratischen Schritte des EU-weiten Onlinehandels an einer einzigen Stelle im Ursprungsland durchzuführen. Das soll Unternehmen und Finanzämtern Arbeit sparen. Dafür wurden die Lieferschwellen vereinheitlicht und zentrale Registrierungsstellen für Umsatzsteueranmeldungen im Bestimmungsland in jedem EU-Staat eingerichtet. Mit OSS erfolgen Registrierung und Abwicklung der Umsatzsteuerzahlungen im Ursprungsland.

TIPP 3:

Informieren Sie sich über rechtliche Anforderungen

Schon in Deutschland sind die rechtlichen Anforderungen wie Lieferbedingungen, AGBs, Widerrufsrecht, Retouren, Impressum usw. eine komplizierte Sache. Im Ausland kann es aufgrund der Sprachbarriere noch schwieriger sein, alles korrekt aufzusetzen. Um nicht ins Fettnäpfchen zu treten, ist es ratsam, bereits vor dem Go-live des internationalen Onlineshops alle Rechtstexte in der Sprache des Ziellandes vorzubereiten. Außerdem sollten Sie sich über die rechtlichen Gegebenheiten des Onlinehandels im Zielland informieren (beispielsweise über Retourenmanagement und Abfallgesetze) und alles anwaltlich prüfen lassen. Innerhalb der EU gilt für ein Unternehmen mit Sitz in Deutschland das deutsche Recht.

Befindet sich die Zielgruppe außerhalb der EU, verhält es sich anders:

  • Das Kaufvertragsrecht sieht vor, dass die Parteien sich das geltende Recht einer beteiligten Partei aussuchen können. In Ihren AGBs können Sie dies festlegen und beispielsweise das deutsche Recht als geltendes Recht einsetzen.
  • Das Lauterkeitsrecht geht mit verschiedenen Gesetzen gegen unlauteren Wettbewerb vor. Es sieht das Marktortprinzip vor, lässt also das Recht des Landes gelten, in das verkauft wird. Ein Onlineshop kann prinzipiell in jedes Land verkaufen, weshalb er dem strengsten Recht genügen muss. Mit Disclaimern, einer Einschränkung der belieferten Länder und der Sprachauswahl des Shops können Länder ausgeschlossen werden, deren Recht nicht zum Shop passt.

TIPP 4:

Sprechen Sie die Sprache Ihrer Kundschaft

Einer der Gründe für eine hohe Abbruchrate des Bestellvorganges ist die Sprache des Shops. Den Shop auch in Englisch anzubieten, ist nur ein erster Schritt. Zwar sprechen viele Menschen auf der Welt Englisch und es ist fast überall die universelle Zweitsprache, doch wer nur wenig Englisch kann oder sich anstrengen muss, um Informationen über Produkte zu verstehen, wird den Bestellvorgang kurzerhand abbrechen

Es besteht nicht der Anspruch, dass Sie die Sprache Ihres Ziellandes lernen müssen. Es genügt, die Website inklusive Shop professionell übersetzen zu lassen und Übersetzer:innen jederzeit beauftragen zu können, um Kundenanfragen zu beantworten. Des Weiteren sollte aber auch die Suchmaschinenoptimierung (SEO) Ihrer Webseiten berücksichtigt werden, um bei Suchmaschinen wie Google – sprachübergreifend – auffindbar zu sein.

TIPP 5:

Gehen Sie logistische Herausforderungen an

Der Versand von Waren innerhalb Deutschlands ist meistens unkompliziert und geht schnell. Verlassen Waren jedoch die Landesgrenze, wird es komplizierter. Ohne eine gute Vorbereitung kann ein Paket sehr lange unterwegs sein. Lange Lieferzeiten sind ebenfalls ein häufiger Grund für den Abbruch eines Bestellvorgangs, ebenso wie die Auswahl des falschen Versandunternehmens. Die Lösung ist meist eine gute Vernetzung mit den Paketdienstleistern, die sich im besten Fall mit der Logistik und Infrastruktur des Ziellandes sehr gut auskennen. Bei schweren und sperrigen Gegenständen und auch bei großen Stückzahlen ist es ratsam, über ein Lager im Zielland nachzudenken oder den Versand über Filialen an dortigen Standorten abzuwickeln. Dies beschleunigt die Lieferung und macht sie unkomplizierter.

Wie auch in Deutschland gibt es im Ausland verschiedene Paketlieferdienste, die unterschiedliche Vorzüge für Ihre Kundschaft mit sich bringen. Finden Sie heraus, welche Dienstleister im Zielland am beliebtesten sind, und bieten Sie diese in Ihren Lieferoptionen an. Erkundigen Sie sich außerdem, wie die Kundschaft im Zielland am liebsten Pakete empfängt. Ein Beispiel: In Großbritannien herrscht nach wie vor die Haustürlieferung vor, während sich Paketboxen in Frankreich großer Beliebtheit erfreuen.

TIPP 6:

Beachten Sie die Internetnutzung des Ziellandes

In Ihrem Zielland gibt es einen großen Markt für Ihre Produkte, also wollen Sie diesen Markt mithilfe eines Onlineshops erschließen. Klären Sie dabei unbedingt einige Fragen und gestalten Sie Ihren Shop entsprechend: Hat die Bevölkerung in diesem Land ungehinderten Zugang zum Internet? Ist das Internet problemlos mobil nutzbar? Nutzt die potenzielle Kundschaft das Internet vorwiegend stationär oder mobil? 

Die Antworten auf diese Fragen helfen Ihnen dabei, den Onlineshop optimal nach den Bedürfnissen und örtlichen Gegebenheiten Ihrer Zielgruppe zu gestalten. Wirken Sie beispielsweise geringen Download-Geschwindigkeiten mit schnellladenden Inhalten entgegen oder optimieren Sie die Usability des Shops für das von der Kundschaft bevorzugte Endgerät.

TIPP 7:

Wählen Sie die meistgenutzte Bezahlmethode Ihrer Kundschaft

Der Warenkorb ist gepackt, alle Daten sind eingegeben. Im letzten Schritt der Bestellung geht es an die Bezahlung und dann – Abbruch. Jeder Onlineshop-Betreibende kennt das Phänomen des Bestellabbruchs kurz vor dem Bezahlen. Oft liegt das daran, dass die Kundschaft nicht die bevorzugten Zahlungsmethoden vorfindet. Wird beispielsweise ausschließlich Zahlung per Kreditkarte angeboten, der Kunde oder die Kundin besitzt jedoch keine, ist der Bestellabbruch die Folge.

Europaweit gehören die klassische SEPA-Lastschrift, der Kauf auf Rechnung und sichere Bezahldienste wie PayPal zu den Favoriten. Weltweit ist die Kreditkarte eine sichere Zahlmethode, doch sie ist nicht jedem zugänglich. Bezahldienste wie PayPal haben sich weltweit als zuverlässige Bezahlpartner herausgestellt und werden auch gern von der Kundschaft genutzt. Werden verschiedene Zahlungsmethoden angeboten, weckt dies Vertrauen bei den Verbraucher:innen und strahlt Seriosität aus.

Der Marktplatz als Internationalisierungstreiber für Onlineshops

Amazon, eBay, Etsy, Walmart oder Alibaba sind erfolgreiche Online-Marktplätze, auf denen sich zahlreiche Onlinehändler und noch mehr Kund:innen tummeln. Diese Plattformen agieren bereits international und können Onlinehändler ganz einfach mit internationaler Kundschaft verbinden. Vor dem Start des eigenen internationalen Onlineshops bieten sich diese Marktplätze an, um die Zielgruppe zu testen und den internationalen Onlinehandel zu üben.

Welche Präsentation der Produkte funktioniert am besten? Welche Produkte sind überhaupt gefragt? Und mit welchem Absatz ist zu rechnen? Auf Marktplätzen können Sie Ihr Angebot und Ihre Bestellabwicklung ausprobieren. Viele Portale bieten Hilfestellungen für Einzelunternehmen im internationalen Handel an und sind somit eine gute Option, um sich auf die Expansion des eigenen E-Commerce vorzubereiten.

Egal ob Ihre Zielgruppe vorrangig aus Privatpersonen (B2C) oder Unternehmen (B2B) besteht – Onlinemarktplätze bieten viele Vorteile bei der Internationalisierung:

  • zusätzliche Einnahmen zum eigenen Onlineshop
  • geringer Aufwand bei geringem Risiko
  • Bekanntheit und Reichweite
  • planbare Kosten / Betriebsausgaben
  • Testmöglichkeiten für Verkaufs- und Preisstrategien
  • kaum technische Anforderungen
  • Versandabwicklung über den Marktplatz

Mit digitaler Unterstützung erfolgreich internationalisieren

Wer seinen Onlineshop international betreiben will, zielt meist auf eine Steigerung des Umsatzes und eine Vergrößerung des Unternehmens ab. Bestellwesen, Logistik, Fulfillment, Steuern, Lagermanagement, Versand, Lieferschwellenmanagement und Buchhaltung werden durch diesen Schritt komplexer oder treten als neuer Aufgabenbereich zum Business hinzu. Mit digitaler Unterstützung ist das kein Problem.

Ein individuell auf Ihr Unternehmen zugeschnittenes SAP-ERP-System erleichtert Ihnen den Schritt in den internationalen Handel. Der E-Commerce Cloud Booster von dinext ist länderübergreifend einsetzbar. Er bietet die ganzheitliche Integration der multinationalen Finanzbuchhaltung, Möglichkeiten zur Prozessoptimierung von Lager und Logistik, Schnittstellen zu internationalen Paketdienstleistern und viele weitere Funktionen. Probleme mit Rechnungen, steuerrechtlichen Angelegenheiten, chaotischer Lagerhaltung oder der Kommunikation mit Lieferanten gehören damit der Vergangenheit an. dinext ist als Beratung und Cloud-ERP-Experte an Ihrer Seite.

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